Mehr Charakter

Interview mit Peter Achermann

Die moderne Küche ist ein Begegnungsort und prägt die Innenarchitektur. Ein Gespräch mit Peter Achermann, Geschäftsführer DER KREIS Einkaufsgesellschaft für Küchenfachgeschäfte.

Herr Achermann, wie sehen Sie die Küche heute?
Der Stellenwert der Küche hat sich in den letzten Jahren massiv gesteigert. Offene Küchen sind weniger ein Trend, sondern haben sich fest etabliert. Die moderne Küche sieht auch nicht mehr zwangsläufig nach Küche aus. Sie ist nicht mehr statisch, sie passt sich an und erfüllt verschiedene Rollen. Wohnen und Kochen bilden eine Einheit, es werden kaum noch Grenzen gezogen. Die Kochinsel ist am Abend eine Bar für Besucher, beim Essen ein grosser Tisch und tagsüber ein Platz für Hausaufgaben und Homeoffice.

Welche aktuellen Küchentrends beobachten Sie?
Die eingesetzten Materialien sind gegenüber früher nochmals wertiger geworden. Wohnraum und Küche werden in Farben und Materialien stimmig miteinander verbunden. Im Vordergrund stehen natürliche Materialien, geschickte Materialkombinationen und eine klare reduzierte Formgebung. Individualität ist nicht nur bei der Planung der Küche gefragt, sondern auch bei den Materialien – wie zum Beispiel Anti-Fingerprint-Oberflächen. Echte, authentische Materialien wie Holz oder Stein dürfen Struktur zeigen, wildere Sortierungen sind gefragt. Je markanter die Musterung zum Beispiel bei Steinoberflächen, desto mehr wird die Küche zu einem unverwechselbaren Unikat. Für die Wahl des «richtigen» Materials lohnt es sich auf jeden Fall, eine professionelle Beratung durch das geschulte Auge eines Küchenspezialisten in Anspruch zu nehmen.

Und in Sachen Technik?
Grundsätzlich sind es die Kombigeräte, wie der Kombi-Backofen und der Kombi-Steamer, die das Rennen bei den Küchengeräten machen. Bei den Spülen sind es die Alleskönner-Armaturen, die die Liste anführen. Sie bieten kochendes, gefiltertes oder Soda-Wasser. Auch Touchfree-Armaturen sind sehr gefragt.

Wieviel Smartness macht in der modernen Küche Sinn?
Viele smarte Funktionen erleichtern uns das Kochen und dabei ist alles hilfreich, was uns Zeitaufwand einspart. Für anspruchsvolle Hobbyköche, die sich an professionelle Kochmethoden wagen, bieten die Geräte viele zunehmende Möglichkeiten. Die Vernetzung mit mobilen Geräten ist seit einigen Jahren Standard. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass diese smarten Features noch marginal genutzt werden. Jeder Nutzer sucht sich individuell die Funktionen aus, die für ihn persönlich sinnvoll sind, unabhängig davon, was die Geräte alles können.

Wie sind die Hersteller beim Thema «Nachhaltigkeit» aufgestellt?
Es ist ganz klar, die heutigen Konsumenten sind auf das Thema Nachhaltigkeit sehr sensibilisiert. Sie wollen wissen, wo die Materialien herkommen, wo sie nach Möglichkeit Wasser und Energie einsparen können. Die führenden Hersteller im Küchenmarkt sind sich dieser Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt bewusst. Sie legen grössten Wert darauf, dass die verkauften Produkte strengen ökologischen Standards entsprechen. In der Produktion bedeutet dies, auf nachwachsende Rohstoffe aus zertifizierter, nachhaltig bewirtschafteter Forstwirtschaft und auf recycelte Ressourcen zu setzen.

Worauf muss die Bauherrschaft bei der Planung achten, damit sich diese effizient gestaltet?
Viele Kundinnen und Kunden staunen – insbesondere bei einem Umbau – über die Möglichkeiten und Varianten, die mit kreativen Konzepten im bestehenden Raum realisierbar sind. Eine gut funktionierende und ergonomisch eingerichtete Küche bedarf einer sehr präzisen Planung. Die Grundlage bildet eine saubere Bedarfsanalyse. Der Küchenspezialist stellt alle nötigen Fragen, und es lohnt sich, diese Zeit zu investieren. Nur so entsteht eine kreative und individuelle Küchenplanung, die optimal auf die Kundschaft zugeschnitten ist.

Die letzte persönliche Frage an Sie, Herr Achermann: Worauf legen Sie Ihr besonderes Augenmerk bei einer Küche?
Für mich zählt vor allem das Gesamtbild, das muss stimmen. Dieses schliesst Küchenmöbel, Geräte und Accessoires bis hin zum Mobiliar des Wohnraums, da wo die heutige Küche meist steht, mit ein. Es ist wie die Szenografie auf der Theaterbühne: Die Küche soll als Objekt im Raum wahrgenommen werden und sich in diesen harmonisch einbinden.

Interview: Monica Fehlmann